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Ohne Angst könnten wir nicht überleben, denn sie ist unsere Alarmanlage, die uns vor Gefahren schützen soll. Eine Art gedanklicher Vorwegnahme bedrohlicher Szenarien mit der Bewertung: das wird schlimm enden! Mobilisiert sie ein angemessenes Bewältigungsverhalten, hat sie ihren Dienst erfüllt. Dann tritt auch wieder Beruhigung ein. Mobilisiert sie aber Hilflosigkeitsgefühle, wird sie zum Dauerstress mit Verspannungen, Schweißausbrüchen, Kopf- oder Bauchschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Herzrasen, Schlaflosigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten. Dann kann die sinnvolle Angst schnell in eine Angststörung umkippen, in der wir nicht mehr unsere Angst beherrschen, sondern die Angst uns beherrscht.

Das erleben zurzeit immer mehr Menschen, auch solche, die sich bislang jedem Stress gewachsen fühlten. Denn seit Beginn der Corona-Pandemie erleben wir eine beispiellose offizielle und mediale Angstmache. Das „Narrativ vom Killervirus“ (Clemens Arvay) besagt, dass wir es mit einem außergewöhnlichen und extrem gefährlichen Virus zu tun hätten, gegen das nur strikte Hygiene- und Abstandsmaßnahmen helfen. Ich kenne inzwischen Viele, die sich, um ihr Leben zu erhalten, vom Leben ausschließen durch freiwillige Quarantäne bzw. erhebliche Einschränkung ihres Soziallebens.

Die kollektive gedankliche Vorwegnahme bedrohlicher Szenarien („italienische Verhältnisse“, „zweite/dritte Welle“, „möglicher neuer Shut-/Lockdown“ etc.) bei gleichzeitiger Abwertung kritischer Einwände, sorgt für eine Daueranspannung, bei der frei flottierende Angst vor einem unsichtbaren Feind kaum noch von berechtigter Sorge vor z.B. Arbeitsplatzverlust oder Einkommenslosigkeit bei Selbständigen zu unterscheiden ist.

Schauen Sie unter „Generelle Angststörung“ nach, werden Sie genau diese Kennzeichen finden: allgemeines Bedrohungsgefühl, übertriebene Besorgnis; Angst, man selbst oder ein naher Angehöriger werde demnächst erkranken oder sterben; ständiges Angespannt- und Auf-der-Hut-sein, Nervosität. Die Übergänge von angebrachter Angst zur generellen Angststörung sind fließend und erst einmal allenfalls an der Intensität und Dauer der Angst erkennbar. Aber eine pathologische Angst ist zu schüren durch solchen täglichen Beschuss mit Zahlen und ständigem Raunen von drohenden gesundheitlichen Schäden und weiteren drastischen Maßnahmen.

Neben dieser ungerichteten Angst (sie kann sich an allem Möglichem festmachen und nimmt eine allgemeine Bedrohungslage an) steigen derzeit auch die gerichteten Ängste, sogenannte Phobien, die sich auf bestimmte Objekte (Spinnen, Hunde, Viren etc.) oder auf bestimmte Situationen richten (Enge, Höhe, Menschenansammlungen, Prüfungssituationen etc.). Auch hier sind die Übergänge fließend. Meide ich Gesellschaften und enge Räume, weil ich es für eine sinnvolle Schutzmaßnahme vor Corona halte, oder weil mir schon der Gedanke daran und die damit verbundene Ansteckungsgefahr Blutdruck und Herzschlag steigen lässt und zu Schweißausbrüchen führt?

Angststörungen treten nicht von ungefähr auf. Es gibt genetische Prädispositionen und lebensgeschichtliche Vorprägungen, die schließlich durch so einen Trigger wie die Corona-Berichterstattung zum Ausbruch führen. Das ist kein Anzeichen von Schwäche oder Versagen, sondern eine willentlich nicht steuerbare Entwicklung, zu der viele Variablen in Wechselwirkung beitragen. Die Symptomentwicklung bedeutet, dass die bisherigen Strategien, lebensgeschichtliche Zumutungen und aktuelle Herausforderungen zu bewältigen, an ihre Grenzen gekommen sind. Für die aktuelle Herausforderung passen und reichen sie nicht mehr. Es müssen deshalb neue Bewältigungsstrategien entwickelt werden.  

Ein fachkundiges Gespräch kann da schon enorme Entlastung bedeuten und neue Perspektiven aufzeigen. Hätte ich doch schon früher mal das Gespräch gesucht, heißt es dann oft, nachdem lange in sich Gehaltenes endlich einmal ausgesprochen und in einen Kontakt gebracht wurde. Je nachdem ist dann eine Psychotherapie angesagt, um die Gewordenheit der eigenen Muster zu verstehen und durch alternative Muster zu erweitern. Das erfordert aber häufig einen längeren Prozess. Oft geht es aber statt der aufdeckenden (tiefenpsychologischen) Verfahren um lösungsorientierte oder stützende Verfahren. Neben klassischen Verfahren wie Verhaltenstherapie, Hypnose oder Life-Coaching gibt es inzwischen auch eine Reihe alternativer Verfahren wie z.B. EFT oder MET, bei der während des therapeutischen Gespräches immer wieder bestimmte Akupunkturpunkte beklopft werden. Ich selbst habe schon häufig mit einer Kombination aus Klopfen und Hypnose in 2-3 Sitzungen nachhaltig helfen können.

Da sich die Angst im Kopf abspielt als Vorwegnahme möglicher Katastrophenszenarien, sind auch Achtsamkeits- und Meditationstechniken hilfreich, die das Gedankenkarussell beruhigen und uns aus der sorgenvollen Beschäftigung mit der Zukunft in die Gegenwart bringen. Indem Sie z.B. Ihre Achtsamkeit auf Sinneseindrücke richten (was sehen Sie gerade, was hören Sie, was riechen oder spüren Sie?) oder bewusst auf Ihre Gedanken. Denn Sie können auch zum distanzierten Beobachter Ihrer eigenen Gedanken werden, indem Sie diese etikettieren: z.B. das ist ein Zukunftsgedanke, ein Vergangenheitsgedanke, eine Bewertung, ein Analysegedanke etc.

Zunächst ist es also einfach wichtig, sich zu sortieren, Anlass und Ausmaß der Angst zu verstehen und eine Methode zur baldigen Stabilisierung anzuwenden. Sollte das nicht ausreichen, kann dann entschieden werden, mit welcher Methode eine dauerhafte Lösung zu erreichen ist. Jedenfalls sollten Sie weder Corona noch den Zahlenverkündern noch Ihren eigenen Gedanken die Macht geben, Sie dauerhaft in eine angstvolle Spannung zu versetzen.

Wenn Sie sich mit Ängsten plagen, vereinbaren Sie gerne ein Informationstelefonat, um eine Behandlung abzuklären. Gerne helfen wir auch Ihnen!

 

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